Vermessung der Zeit, Ausstellung im WMF Kunstkabinett

Vernissage - Ausstellung im WMF Kunstkabinett - Przemek Zajfert - Vermessung der Zeit, Foto: Markus Sontheimer

Dauerhaftes im Zwielicht

Eva Heer,  2013-07-13, Fotos: Markus Sontheimer

Der Fotograf und Installationskünstler Prezmek Zajfert zeigt im Kunstkabinett in der Fischhalle der WMF Arbeiten unter dem Titel „Vermessung der Zeit“. Die Vernissage war am Donnerstag.

In Draht eingebogene Linsen, Lichtquellen, rotierende Filmstreifen an dünnen Stangen, die bewegte Bilder an die Wand werfen, eingefangen in streng geometrischen Würfeln. Prezmek Zajferts Lichtinstallationen spielen mit Bewegung, mit Zeit, mit Gegensätzen. In ihnen treffen futuristisch Anmutendes auf mechanische Konstruktionen, das Spannende ist aber immer das Gesamtobjekt.

Die große Lichtinstallation etwa, die der in Breslau geborene Zajfert derzeit in den Räumen des WMF-Kunstkabinetts zeigt, wirkt fein, filigran, transparent, zieht aber seine Umgebung mit großer Kraft in sich hinein. Sie projiziert Bilder an die umliegenden Wände – Thema ist das Attentat auf John F. Kennedy – den Boden bedecken zerschnittene Filmstreifen, durch die der Ausstellungsbesucher unweigerlich gehen muss und die ihn so aus der reinen Betrachterrolle herausziehen.

Das Thema „Zeit“ zieht sich durch seine Arbeit. Inhaltlich, aber auch formal. Ein großer Teil von Zajferts Arbeit sind Projekte mit der Camera Obscura, der Lochkamera, deren Prinzip schon seit Aristoteles bekannt ist, die durch die Möglichkeit sehr langer Belichtungszeiten entschleunigt. Gleichzeitig bezieht Zajfert Personal und Motive für dieses Projekt (Camera Obscura 2005/1-inf) über das Internet-Aktionshaus ebay, erschafft so ein von zwei sich unbekannten Menschen geschaffenes gemeinsames fotografisches Bild. Die Schau im Kunstkabinett zeigt Beispiele.

„Ich mache alles ganz anders als alle anderen“, hat WMF-Pressesprecher Thomas Dix in seiner Einführung den Künstler zitiert. Und betont, dass daraus keine Überheblichkeit, nur Erstaunen spreche. Zajfert bewegt sich zwischen Kunst und Handwerk, zwischen Fotografie, Film, Virtuellem und Konzeption. Und holt seine Rezipienten konsequent aus ihrer Betrachterrolle. Schon am Eingang zur Schau können Besucher ein Teilnahme-Set für Zajferts Projekt „the 7th day“ kaufen, eine Filmdose als Lochkamera, geladen mit Fotopapier, ein Briefumschlag und eine Beschreibung. Wer mitmacht, findet seine Bilder im Netz auf der Seite des Projekts.

Auch die auszubildenden Industriekaufleute des „junior office“ der WMF – sonst nur für die Organisation der Ausstellungen verantwortlich – hat Zajfert zu Agierenden, zu Mit-Ausstellenden gemacht. Mit elf Lochkameras sind auf dem Gelände der WMF langzeitbelichtete Fotografien entstanden, die in der Schau großformatig gezeigt werden. Alles Flüchtige sei aus diesen Bildern verschwunden, hat es Thomas Dix eingangs beschrieben: Was man sehe sei das Dauerhafte, eine eigenartig schwebende Stimmung, ein Zwielicht, eine Traumstimmung.

 

Bildergalerie Geislinger Zeitung

Vernissage - Ausstellung im WMF Kunstkabinett - Przemek Zajfert - Vermessung der Zeit, Foto: Markus Sontheimer
Vernissage – Ausstellung im WMF Kunstkabinett – Przemek Zajfert – Vermessung der Zeit
Fotos: Markus Sontheimer
Vernissage - Ausstellung im WMF Kunstkabinett - Przemek Zajfert
Vernissage - Ausstellung im WMF Kunstkabinett - Przemek Zajfert
Vernissage - Ausstellung im WMF Kunstkabinett - Przemek Zajfert
Vernissage - Ausstellung im WMF Kunstkabinett - Przemek Zajfert
Vernissage - Ausstellung im WMF Kunstkabinett - Przemek Zajfert
Vernissage - Ausstellung im WMF Kunstkabinett - Przemek Zajfert - Vermessung der Zeit, Foto: Markus Sontheimer
Vernissage - Ausstellung im WMF Kunstkabinett - Przemek Zajfert
Vernissage - Ausstellung im WMF Kunstkabinett - Przemek Zajfert